Topinambur – ob als Rohkost, Beilage oder Dessert: Lange galt die kleine Knolle als vergessen. In den letzten Jahren erlebt das Wurzelgemüse aber eine kulinarische Renaissance und erobert mit seinem nussigen, artischockenartigen Geschmack die Küchen. Im Volksmund ist die Knolle oft auch als Diabetiker-Kartoffel bekannt, da sie im Vergleich zur Kartoffel weniger Kalorien hat, mehr sättigt und über zahlreiche gesunde Inhaltsstoffe verfügt, die sich positiv auf unseren Körper auswirken.
Die Herkunft, Eigenschaften und Geschichte von Topinambur
Die Knolle ist eigentlich schon seit Jahrhunderten fester Bestandteil unserer Grundnahrungsmittel, doch heutzutage weiß kaum einer mehr, was Topinambur eigentlich ist. Topinambur gehört zur botanischen Familie der Korbblüter und wächst, wie die Kartoffel, unter der Erde. Vom Aussehen erinnert das Wurzelgemüse ein wenig an die Ingwerknolle. Form und Farbe der Knolle variieren je nach Sorte und reichen von beige-braun bis violett-braun. Das Fruchtfleisch ist meist weiß-beige, kann aber auch etwas gelblich oder bräunlich sein. Mit ihrem leicht nussigen Geschmack und süßlichem Aroma erinnert Topinambur am ehesten an Artischocken, Maronen oder Pastinaken.
Ihren Namen erhielt die Knolle vom indigenen Volk Topinambá, welches das Knollgemüse als Nahrungs- und Heilmittel für sich und seine Tiere nutzte. Nach Europa kam Topinambur erst im 17. Jahrhundert, als französische Auswanderer während einer Hungerkatastrophe auf das Gemüse gestoßen sind und von dessen Wirkung überzeugt wurden. Topinambur stieß in ganz Europa auf viel Begeisterung und galt bis ins 19. Jahrhundert als ein wichtiges Nahrungs- und Futtermittel.
Über die Jahre wurde Topinambur jedoch zunehmend von der Kartoffel verdrängt, da sich diese wesentlich länger lagern ließ. So geriet Topinambur immer mehr in Vergessenheit. In letzter Zeit erlebt die Knolle aber eine kulinarische Renaissance und wird immer häufiger zum Verfeinern von Gerichten verwendet. Ganz zurück hat es die Knolle aber noch nicht geschafft. Im Gegensatz zu anderem Gemüse wird Topinambur heute nur in kleinen Mengen in Südfrankreich, den Niederlanden, der Schweiz und in Deutschland angebaut. Deshalb ist die Knolle meist nur in Bioläden oder auf Wochenmärkten finden.
Die Inhaltsstoffe von Topinambur
Topinambur ist ein gesundes Wurzelgemüse, das zu 80 % aus Wasser besteht und fast kein Fett enthält. Mit gerade einmal 73 Kalorien und einem Ballaststoffanteil von 12,1 g auf 100 g, eignet sich die kleine Knolle ideal als Diätbegleiter. Darüber hinaus enthält das Wurzelgemüse zahlreiche Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. So finden sich in 100 g Topinambur:
- 500 mg Kalium
- 78 mg Phosphor
- 20 mg Magnesium
- 10 mg Calcium
- 4 mg Eisen
- 4 mg Vitamin C
- 3 mg Natrium
- 1,3 mg Vitamin B3
- 0,2 mg Vitamin B1
- 0,1 mg Kupfer
Im Vergleich zur Kartoffel hat Topinambur damit rund 60 % weniger Kalorien und 10 g mehr Ballaststoffe. Außerdem enthält Topinambur statt Stärke das Kohlenhydrat Inulin. In 100 g Topinambur stecken rund 16 g Inulin. Damit schlägt sich die Knolle auf Platz zwei der inulinreichsten Lebensmittel. Laut Experten sorgen bereits 8 g Inulin für eine prebiotische Wirkung auf den Körper.
Die Wirkung von Topinambur auf unseren Körper
Viele der wertvollen Inhaltsstoffe haben eine gesundheitsfördernde Wirkung. So sorgt Kalium dafür, dass die Reizübertragung der Muskeln richtig funktioniert, während Magnesium für die Stabilisierung des Herz-Kreislauf-Systems zuständig ist. Natrium, Calcium und Phosphor sind gut für unsere Knochen, stärken unsere Zähne und regulieren den Säure-Basen Haushalt. Da die Knolle zudem aufgrund ihres hohen Ballaststoffgehalts schnell sättigt, eignet sie sich gut, um das Abnehmen zu unterstützen. Darüber hinaus trägt das Inulin zur Wiederansiedelung gesunder Darmbakterien bei und unterstützt so den Aufbau der Darmflora. Dadurch werden die Abwehrkräfte gestärkt und die Verdauung gefördert. Außerdem verlangsamt Inulin die Blutzuckeraufnahme und reguliert so unseren Blutzuckerspiegel. Aufgrund dessen stellt die Knolle für Menschen mit Diabetes eine gute Alternative zur Kartoffel dar und wird deshalb auch oft Diabetiker-Kartoffel genannt.
Topinambur wird ferner zur Behandlung diverser Krankheiten und zur Linderung verschiedener Leiden verwendet. Dazu gehören neben Diabetes:
- Magen-Darm-Beschwerden
- Rheuma
- Kraftlosigkeit und Schlaflosigkeit
- Trockene Haut und Ekzeme
Allerdings kann der übermäßige Verzehr von Topinambur, besonders in roher Form oder mit der Schale, zu Blähungen, Durchfall und Bauchkrämpfen führen. Das liegt vor allem am hohen Ballaststoffgehalt, an deren Verdauung sich die Darmflora erst gewöhnen muss. Um Verdauungsprobleme zu vermeiden, wird empfohlen zunächst nicht mehr als 50 – 100 g Topinambur am Tag zu essen.
Topinambur in der Küche
Ob roh, gebraten, frittiert oder gekocht – Topinambur lässt sich auf vielfältige Weise in der Küche einsetzten. Die kleine Knolle eignet sich aufgrund ihres süßen und nussigen Geschmacks ideal zum verfeinern diverser Aufläufe, Suppen oder Saucen. Sie kann aber auch als Ersatz zur Kartoffel hergenommen werden und als Beilage zu Fleisch- oder Fischgerichten serviert werden. Gehobelt oder geraspelt macht sie sich zudem auch in Salaten gut. Aufgrund eher zarten Aromas sollte sie jedoch vorrangig nicht mit anderen starken Aromen vermischt werden – sonst schmeckt man sie nicht mehr heraus.
Kauf und Lagerung von Topinambur
Topinambur ist ein klassisches Wintergemüse, das von Oktober bis Mai erhältlich ist. Wie bereits erwähnt, wird die Knolle nur selten im Handel angeboten und ist deshalb meist nur in Bioläden oder auf Wochenmärkten zu finden. Topinambur verliert schnell an Wasser und lässt sich daher nicht länger als zwei Wochen lagern. Sollte das Gemüse nicht direkt verarbeitet werden, sollte es möglichst kühl im heimischen Keller oder Kühlschrank aufbewahrt werden. Es wird empfohlen die Knollen erst vor der Verarbeitung abzuwaschen und sie solange mit der Erde zu lagern. Um die Lagerzeit auf bis zu drei Monate zu erhöhen, kann die Knolle auch vorsichtig in eine mit Sand befüllte Kiste gelegt werden. Das Gemüse sollte anschließend mit etwa 5 cm Sand bedeckt werden und im Keller kühl und dunkel gelagert werden. Dabei sollte drauf geachtet werden, dass die langen, dünnen Wurzeln nicht entfernt werden.
Quellen:
https://www.gesundheit.gv.at/leben/ernaehrung/saisonkalender/februar/topinambur
https://utopia.de/ratgeber/topinambur-naehrwerte-zubereitung-und-rezepte-fuer-die-gesunde-knolle/#:~:text=Topinambur%20hat%20gesundes%20Vitamin%20B,st%C3%A4rkt%20Knochen%2C%20Z%C3%A4hne%20und%20Zellw%C3%A4nde
https://www.topinambur-manufaktur.de/gesund-durch-topinambur
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/ernaehrung/lebensmittel/gemuese/topinambur
https://www.gesund-vital.de/topinambur